Freitag, 27. September 2013

Das erste Hundejahr

Eine große rote Schleife. Ein Christbaum, festlich geschmückt. Aufregung vor der Bescherung. Fast genau ein Jahr nach meinem großen Wunsch war er erfüllt. Zwar war der hübsche Golden Retriever kein Welpe mehr, aber er lag unter dem Baum. Mit einer großen roten Schleife. Naja, eigentlich lag Anela bequem auf dem Sofa und nicht unter dem Baum. Aber seelig waren wir alle, nicht nur ich.





Anelas erstes Weihnachten

Die ersten Stunden daheim
Es war kalt und es lag Schnee. Wir fuhren aus dem idyllischen kleinen Dorf in die große Stadt. Zumindest für einen kleinen Hund ist sie groß. Und jetzt war der kleine Engel bei uns. In unserer Wohnung. Ich konnte es kaum glauben. Was nun? Der kleine Welpe war ziemlich unsicher. Was wenn er seine Familie zu sehr vermisst? Schließlich hatte er es in seinem Zwinger sehr schön. Ein eigenes Zimmer nur für sich und die Geschwister. Mama, Papa, Omas, Onkel mit dabei. Das ist für einen kleinen Hund bestimmt genauso toll wie für Menschenkinder. Es gibt mit Sicherheit auch Welpen, die froh sind, dass sie von ihrem Züchter wegkommen. Und denen es dann in ihren neuen Familien viel besser geht. Da habe ich jetzt nicht nur Tiertransporte aus Osteuropa im Sinn. Hier in Deutschland ist der ein oder andere Züchter bestimmt ebenfalls nicht so engagiert wie Anelas Züchterin.
Können wir der kleinen Hündin überhaupt gerecht werden? Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, während Anela vorsichtig die Wohnung erkundete. Das heißt, sie erkundete eigentlich bloß das Wohnzimmer. In die anderen Räume, und so viele waren das nicht in unserer 60 m² Wohnung, ging sie erst gar nicht. Auch auf dem Weg in die Wohnung hatte sie schon leise, protestierende Quietschgeräusche von sich gegeben. Wie sollten wir das schaffen? Ihr eine gute Familie sein? Hundeerziehung, etc.?
Wir hatten selbstverständlich jede Menge Tipps von Bianca bekommen, inkl. einer genauen Fütterungsanleitung. Und nächste Woche würde ich mit Anela zu ihr in die Hundeschule gehen. Es konnte also nicht viel schief gehen.

Die erste Nacht
Nachdem Anela entdeckt hatte, dass es in der Küche Futter gab, war die Scheu davor schließlich auch überwunden. Und das Schlafzimmer fand sie dann auch faszinierend, vor allem unser großes Bett. Das uns das zum Verhängnis werden würde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Sie hatte mit uns gekuschelt, gespielt, sie hatte gefressen und war mehrfach draußen gewesen. Der Welpe war zufrieden. Zeit, ins Bett zu gehen. Wir hatten extra ein sehr bequemes, großes Hundebett gekauft, das eigentlich im Wohnzimmer stand. Da es aber heißt, dass Hundebabys ihre Familie in den ersten Tagen sehr vermissen, brachten wir es ins Schlafzimmer und stellten es genau neben meine Bettseite. So konnte ich, falls Anela trauert, sie gleich beruhigen, ohne aufstehen zu müssen. Wir stellten uns auf eine unruhige Nacht ein.
Es dauerte auch nicht lange und der kleine Hund quietschte das erste Mal. Ich drehte mich um und sah, wie sie mich sehnsüchtig anschaute. Ich streichelte Anela ganz zärtlich und sie war sofort zufrieden. Das passierte noch ein oder zwei Mal, dann schliefen wir alle ein.
Ich schreckte plötzlich hoch. Es war bereits hell. Hatte sie tatsächlich die ganze Nacht durchgeschlafen? Wir hatten erwartet, alle paar Stunden aufstehen zu müssen, weil sie raus musste. Aber nichts dergleichen war geschehen. Der Welpe schaute uns bloß aus verschlafenen Augen an.
Entweder hatten wir verdammt Glück oder es war der Züchterin zu verdanken, dass wir wirklich in keiner Nacht raus mussten. Ok, einmal mussten wir schon. Aber da hatte unser Golden Retriever Durchfall. Eine Ausnahmesituation also.

Die ersten Wochen
Wir waren die nächste Zeit damit beschäftigt, Anela stubenrein zu bekommen, ihr die grundlegenden Kommandos beizubringen und das Gassigehen zu üben. Die größte Herausforderung war es, sie in unseren Alltag zu integrieren. Hier muss ich meinen Eltern von Herzen danken, ohne die wir es sicher deutlich schwerer gehabt hätten. Es dauerte nicht lange und sie hießen liebevoll Nono und Noni (ital. für Opa und Oma) und verwöhnten Anela nach Strich und Faden.
Stubenrein war unser Golden Retriever ja schon mehr oder weniger. Nur wenn sie nicht regelmäßig und schnell genug raus kam, machte sie ihr kleines Geschäft einfach, selbstverständlich, auf eine weiche Unterlage. Wir gewöhnten uns also an, regelmäßig mit ihr raus zu gehen und sie sobald sich eine Gelegenheit ergab zu einem Rasenstreifen zu führen, auch wenn sie gerade erst gepiselt hatte. Ansonsten gab es damit keine großen Probleme. Wahrscheinlich auch dank Bianca.
Die ersten Wochen gingen wir sonntags immer in die Hundeschule. Leinenführungkeit stand auf dem Stundenplan. Und die große Klappe unseres Engelchens. Nachdem sie ihre erste Scheu verloren hatte, meinte sie nämlich, sie wäre die Größte. Alles, was sie nicht kannte, ihr nicht gefiel, bellte sie an oder einfach, wenn ihr danach war. Das hat sich zwar mittlerweile gebessert, vollständig weg ist diese Marotte allerdings immer noch nicht. Wir vermuten, es liegt in ihren Genen. Ihr Vater hat nämlich auch eine große Klappe. Und die Leinenführigkeit? Nun ja, sagen wir mal so: wir üben immer noch.

Die Sache mit dem Bett
Da war ja noch was. Als Anela ein wenig größer war, und das dauerte leider nicht besonders lange, schaffte sie es, auf unser Wasserbett zu springen. Sie hatte es davor auch schon etliche Male probiert. Endlich oben freute sie sich wie verrückt und rannte und sprang darauf herum. Es war ein Bild für die Götter. Die weiche Matratze, die ein wenig nachgab und hin und her schwankte, gefiel ihr zu gut. Das war unser Ende. Trotz aller Konsequenz schläft Anela seitdem bei uns im Bett. Und tagsüber auch.
Am Anfang blieben wir wirklich stark. Sobald der kleine Hund ins Bett gesprungen war, schickten wir sie wieder raus. Das funktionierte auch erstaunlich gut. Aber nur deshalb, weil sie einfach abwartete, bis wir schliefen und sich dann ins Bett schlich. Wir merkten oft erst beim Aufwachen, dass sie zwischen uns lag. Das Bett ist nämlich 200 x 220 cm groß. Da hatte sie, so klein wie Anela da noch war, mehr als genug Platz ohne uns zu stören. Heute sieht das natürlich anders aus.

Ein aufregendes erstes Jahr
Anela wurde unser und vor allem mein ständiger Begleiter. Überall, wo es ging, war sie dabei. Bei der Verleihung meiner Doktorurkunde, beim Essen, bei Freunden, bei der Familie, beim Polterabend, beim Betriebsausflug. Beim Autokauf, der vorherigen Probefahrt, im Küchenstudio, im Bemusterungszentrum. Sie war im Schwarzwald, lernte schwimmen am Achensee, Tegernsee und Suttensee. Anela baute mit uns ein Haus. Wir durchlebten gemeinsam Höhen und Tiefen von Kreditantrag, Baugenehmigung und Entscheidungsfindung. Sie war beim ersten Spatenstich dabei, die erste auf der Bodenplatte. Ohne sie wäre unsere Bauzeit sicher nicht so harmonisch verlaufen. Wenn mein Mann müde und kaputt abends heimkam, war sie sein Sonnenschein. Es stimmt, wenn du in die treuen Augen deines Hundes blickst, sind alle Sorgen vergessen. Für uns die beste Entscheidung unseres Lebens.





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