Sonntag, 15. September 2013

Wie Anela in ihr neues Zuhause kam - 2. Teil

Wahrscheinlich warten schon viele gespannt darauf, wie es mit den Golden Retriever Welpen weiterging. Heute also der zweite Teil der Geschichte.
Sie waren so süß. Drei Jungs und sechs Mädels waren es. Manche dunkler, andere heller und mit Farbpunkten gekennzeichnet. Die roten, gelben, grünen und blauen Punkte machen das Unterscheiden einfacher. Die Welpen werden ja u.a. jeden Tag gewogen und so kann ganz genau dokumentiert werden, wieviel z.B. der rote Welpe zugenommen hat.
Wir wurden gebeten auf dem Sofa Platz zu nehmen, ich setzte mich direkt neben die Welpenbox. Bianca, die Züchterin, erzählte uns erst einmal ihre Geschichte. Wie sie zu ihrem ersten Golden Retriever gekommen ist, wie sie Hundetrainerin und Züchterin wurde. Sie erklärte uns die Unterschiede zwischen Show- und Arbeits-Linie bei Retrievern und stellte ihre fünf Hunde vor.



Show- und Arbeitslinie
Ihre drei dunkleren Retriever Abigail, Amica und Augas gehören zur Arbeitslinie. Sie sind sehr gut für die jagdliche Arbeit geeignet und wollen ständig beschäftigt werden. Am liebsten bringen sie irgendwelche Sachen, angefangen vom Spielzeug bis hin zu den Einkäufen. Augas sei mittlerweile so gut, dass er sogar Eier unbeschadet ins Haus trägt, das wurde uns zurecht stolz berichtet. Das Apportieren liegt ihnen im Blut, denn dazu wurden sie gezüchtet. In England kreuzte im 19. Jahrhundert ein Baron Tweedmouth einen gelben Retriever mit welligem Fell mit einem Tweed Water Spaniel. Diese Rasse ist heute ausgestorben. Anschließend wurde ein weiterer Tweed Water Spaniel hineingezüchtet, zwei schwarze Retriever, einen Irischen Setter und schließlich einen sandfarbener Bluthund. Die so entstandene Rasse der Golden Retriever wurde bei der Entenjagd eingesetzt, bei der sie die geschossenen Vögel apportieren sollten.
Tiere der Arbeitslinie sind normalerweise schlanker, drahtiger, athletischer und haben eine goldene bis dunkelgoldene Fellfärbung. Show-Goldis werden vor allem für Hundeschauen gezüchtet. Das Aussehen ist daher wichtig. Sie sind kurzbeiniger, kompakter, haben einen geraden Rücken und einen massiven, stark ausgeprägten Kopf. Ihr Fell ist deutlich heller als das der Arbeitslinie, und kann schon fast weiß sein. Beide Linien unterscheiden sich aber auch in ihrem Charakter und Temperament. Show-Goldis sind wesentlich ruhiger, der Arbeitseifer ist nicht sehr stark ausgeprägt. Dagegen wollen und müssen Hunde der Arbeitslinie gefördert und gefordert werden, sowohl körperlich als auch geistig. Dafür sind sie aber treue Begleiter, zuverlässig, nervenstark und belastbar.
Die Welpen von Amica waren eine Kreuzung aus beiden Linien. Denn Calimero, der Vater, ist ein Retriever der Showlinie. Eigentlich eine perfekte Mischung, fand ich sofort. Aber eigentlich ist das nicht gewollt. Normalerweise kreuzt man die beiden Linien nicht. Es war ein Unfall gewesen. Amica war läufig, Cali hat seine Chance genutzt und schwupps … Neun wunderhübsche Welpen waren geboren. Für uns der absolute Glücksfall.

Gute Zucht
Wir würden zwar keine offiziellen Zuchtpapiere bekommen, erklärte man uns, weil der Wurf beim GRC (Golden Retriever Club) und VDH (Verein für das Deutsche Hundewesen) nicht angemeldet wurde. Das war uns aber sowieso egal. Hauptsache der Hund ist gesund und weist einen guten Charakter auf. Und diesen Eindruck erweckten in uns nicht nur die Welpen, sondern auch die erwachsenen Hunde und die Familie der Züchterin. Augas und Amica stammten ja aus dem ersten Wurf von „Großmutter“ Abigail und Calimero war der Sohn von Malina. Ihn hatte Bianca von seinen Besitzern zurück geholt, nachdem er bei diesen nicht gut behandelt worden war. Dieses „Rückkaufrecht“ räumt sich der Züchter ein für den Fall, dass er feststellen muss, dass der Welpe nicht in gute Hände gekommen war. Des Weiteren erhielten wir einen guten Einblick darin, wie hingebungsvoll die Familie um die Welpen kümmert. Die Züchterin versucht ab einem angemessenen Alter, die jungen Hunde schon in ihrem Jeep mitzunehmen, geht mit ihnen Gassi und versucht grundlegende Kommandos bei zu bringen. So viel Aufwand hatten wir gar nicht erwartet. Im Prinzip dreht sich alles nur noch um die Welpen, sobald sie geboren sind. Das hat uns schon ziemlich beeindruckt.

Neun kleine Fellknäule
Ich war verliebt. Eines war ja hübscher als das andere. Jedoch muss ich zugeben, dass ich für mich schon einige ausschloss. Ich hatte mir nämlich eingebildet, einen Goldi mit möglichst hellem Fell auszusuchen. Und nur ein Drittel kam in Frage. Aber offensichtlich traf ich die Entscheidung nicht allein, denn ein kleines Hundemädchen bewegte sich in meine Richtung und stupste erwartungsvoll gegen meine Hand. Als sie mich mit ihren dunklen Kulleraugen anschaute, war es um mich geschehen. Sie hatte etwas dunklere Haare auf der Schnauze, die sich wie ein Schatten nach oben zu den Augen zogen, und einen blauen Fleck. Von nun an hieß sie erst einmal „Kleine Blaue“. Lustigerweise war sie auch die Kleinste aus dem Wurf und ich hatte mir geschworen, nimm niemals das kleinste, schwächste Hundekind. Aber das war von nun an egal.
Mittlerweile waren wir schon fast drei Stunden da und die Welpen hatten wieder Hunger. Bianca holte Quark und Banane aus der Küche und wir durften die Kleinen damit füttern. Ich war hin und weg. Die „kleine Blaue“ wich mir nicht mehr von der Hand und saugte kräftig an meinem Finger, um auch ja alles von der süßen Frucht abzukriegen. Schöner kann man sich seinen Hund eigentlich nicht aussuchen.

Ja oder Nein
Eigentlich war ja nichts entschieden. Die Worte meines Mannes hallten wieder und wieder in meinem Kopf. „Wir schauen sie uns einfach mal an.“ Er war ja auch eigentlich dagegen. Und ich konnte und wollte jetzt nicht hier an Ort und Stelle eine Diskussion anfangen. Also sagte ich schließlich: „Also wenn wir einen bekommen, würden wir sehr gern einen Welpen nehmen.“ Mein Herz klopfte wie wild. Bisher war über Bedingungen, Kaufpreis, welche Welpen noch zu haben sind, kein Wort gefallen. Wie erleichtert war ich, als die Züchterin meinte, bis auf die „Gelbe“ seien alle noch zu haben. Wir müssten uns jetzt noch nicht festlegen, wir können gerne die nächsten Wochen immer wieder vorbeikommen und die Welpen besuchen. Das ist natürlich der Idealfall. Zu sehen zu können, wie die jungen Hunde sich entwickeln, größer werden, ihren Charakter festigen, dass wünscht sich vermutlich jeder zukünftige Hundebesitzer. Aber das keine Selbstverständlichkeit. Schließlich lässt der Züchter die potentiellen Besitzer in sein Zuhause. Bei neun Welpen sind es mindestens neun Interessenten. Man kann sich vorstellen, dass das ein Kommen und Gehen sein muss. Ein solches Angebot spricht also meiner Meinung nach für einen guten Züchter. Er kümmert sich nicht nur um die Aufzucht der Welpen, sondern nimmt auch in Kauf, dass Fremde in sein Haus kommen.

Euphorie und Bauchschmerzen
Wir verabschiedeten uns schließlich schweren Herzens. Auf der Autofahrt wurde natürlich wild diskutiert. Mein Mann sah es immer noch nicht als Entscheidung an. Wir müssten es uns noch überlegen, es sei nicht der richtige Zeitpunkt und andere Bedenken äußerte er. Doch für mich stand fest: die kleine Blaue wird unser neues Familienmitglied.



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