Mittwoch, 19. Juni 2013

Amelie stellt sich vor – Jeder Hund ist ein Individuum

Wenn ich mich kurz vorstellen darf…


Ich heiße Amelie und bin ein Magyar Vizsla oder Ungarischer Vorsteh-Hund. Man kann mich als typischen Vizsla bezeichnen. Doch was bedeutet „typisch“? Jeder Hund, der zu einer Rasse gehört, ist auch ein Individuum und besitzt seinen eigenen Charakter.


Der Vizsla wird im Rassestandard als Hund mit elegantem und edlem Erscheinungsbild beschrieben, dessen Körperbau gleichermaßen schön und kraftvoll wirkt. Er ist ein mittelgroßer Hund mit einer Widerristhöhe zwischen 54 und 64 cm. Sein Körper ist hager, aber dennoch muskulös und kraftvoll. Er läuft schwungvoll und raumgreifend. Sein kurzes, pflegeleichtes, glänzendes Fell variiert von Semmelgelb bis Rostrot. Seine mittelgroßen, leicht ovalen Augen sind braun oder bernsteinfarben. Die Nase, die Haut um die Augen und die Lefzen sind fleischfarben. Sein Blick ist stolz, zuweilen wirkt er etwas arrogant. Der Vizsla weiß einfach, wie schön er ist.

Magyar Vizsla im Weizenfeld


Das Wesen des Magyar Vizslas

Charakterlich beschreibt man den Ungarischen Vorsteh-Hund als lebhaften, freundlichen und ausgeglichenen Hund, der leicht zu erziehen ist. Letzteres liegt zum einen an unserem intelligenten, sensiblen Wesen. Zum anderen ist die enge Verbindung, die wir zu Herrchen und Frauchen haben, für unsere Gelehrigkeit und Folgsamkeit verantwortlich.
Doch ich kann auch ganz anders! Aufgrund meiner Intelligenz erkenne ich jede Schwäche von Herrchen oder Frauchen und nutze diese schamlos aus. Herrchen liebt es, mit mir zu kuscheln – so habe ich es sogar bis ins Bett geschafft. Frauchen muss ich nur mit meinem treuen Hundeblick anschauen, und schon muss ich das Kommando nicht hundert Prozent korrekt ausführen.
Die übliche Meinung, der Magyar Vizsla ertrage extreme Wetterlagen, habe ich schon öfters widerlegt. Obwohl ich eine kleine Wasserratte bin und man mich kaum aus einem See oder Bach herausbekommt, gehe ich nur schwimmen, wenn es nicht zu kalt ist. Sich bei Regenwetter in Dreckpfützen oder im aufgewühlten Bach suhlen, ist nicht mein Ding. Pfützen sind nur dazu gut, um sich im Sommer die Pfoten zu kühlen oder daraus zu trinken.
Überhaupt mag ich Regen gar nicht. Ich ertrage ihn nur, wenn mein Frauchen mit mir Joggen geht, weil ich da das Gefühl habe, unter dem Regen durchzulaufen. Aber mich bei Regen dem menschlichen Spaziergeh-Tempo anzupassen und langsam an der Leine nebenher laufen zu müssen, find ich ganz und gar fürchterlich.
        Denkt jetzt aber bloß nicht, ich wäre ein Prinzesschen! Wenn schon, bin ich eine Jagdprinzessin. Ich bin lebhaft, wild und sehr oft auch etwas zu stürmisch. Vor allem, wenn ich in meinem „Element“ bin: Im Wald oder Feld Spuren verfolge, über Gräben hechte oder wie ein Springbock durch Getreidefelder oder Wiesen hüpfe.

Der Magyar Vizsla als Familienhund

Der Ungarische Vorstehhund ist der ideale Familienhund. Er ist freundlich und äußerst kontaktfreudig. Auch mit Kindern kommt er gut zurecht und ist sehr geduldig mit ihnen. 
Ich selbst bin geradezu überschwänglich freundlich zu Menschen und Hunden – ganz gleich ob fremd oder bekannt. Das  kann jedoch schon mal problematisch werden: Nicht jeder findet es gut, wenn ich aus hundert Metern Entfernung angerannt komme. Und die Wenigsten sind begeistert, wenn ich dann auch noch hochspringe und sie küsse.
Der Magyar Vizsla braucht die Nähe zu seinem Rudel und ist seinem Herrchen oder Frauchen ein treuer Begleiter. Weil wir sehr liebevoll sind, geben wir die Zuneigung aber in gleichem Maße zurück. Ich bin auch sehr liebebedürftig und brauche meine täglichen Kuscheleinheiten mit engem Körperkontakt. Deshalb schmiege ich mich ganz eng an Herrchen und Frauchen. Ich drücke meine Zuneigung aber auch sehr gerne mit Küsschen aus, wobei ich zuweilen so stürmisch bin, dass mein Rudel meine Kussattacken kaum abwehren kann.
Auch wenn wir so verschmust sind: Der Magyar Vizsla ist kein Hund für Stubenhocker. Wir sind äußerst lauffreudig und lerneifrig. Wir brauchen deshalb sowohl sportliche Beschäftigung als auch Aktivitäten, die unsere Intelligenz fordern. Man kann sehr gut mit uns joggen, wandern oder auch Rad fahren. Letzteres sollte man aber auch mit einem Vizsla nicht übertreiben. Wird man dem Ungarischen Vorstehhund in allen Bereichen gerecht, hat man einen rundum glücklichen Hund, der dies mit Treue und Gehorsam dankt.


Der Magyar Vizsla als Jagdhund

Der Vizsla wird als Jagdhund mit ausgeprägtem Spürsinn beschrieben. Er steht fest vor und ist im Feld, im Wald und im Wasser einsetzbar, wo er überall zielstrebig Spuren verfolgt.
Ich liebe es, im Feld und im Wald Tierspuren zu verfolgen. Dabei habe ich die Nase immer fest am Boden. Wenn ich eine Spur habe, hört man sogar meine Nasenflügel und die Nasenscheidewand flattern. Es sich so ähnlich an wie ein Grunzen.
Man sagt dem Magyar Vizsla ausgezeichnetes Apportierverhalten nach. Da muss ich dann wohl was falsch verstanden haben... Ich bringe den Dummy, Stock oder Ball sehr ungern wieder zurück. Viel lieber renne ich damit weg und lasse mich von jemandem (vorzugsweise meiner besten Freundin Anela) jagen. Herrchen und Frauchen bringe ich das Spielzeug nur zurück, wenn ich sicher weiß, dass sie es gleich wieder für mich werfen.

 Die Erziehung des Vizslas

Ungarische Vorstehhunde werden als sensible Hunde beschrieben, die keine grobe Behandlung vertragen. Da man „grobe Behandlung“ sehr weitläufig auslegen kann, war mein Herrchen die ersten Wochen, die ich bei meiner Menschenfamilie verbrachte, sehr vorsichtig mit mir. Er hatte Angst, zu streng zu sein und schimpfte mich auch kaum, wenn ich etwas anstellte. Dies nutzte ich gnadenlos aus und tanzte ihm bald auf der Nase herum.
Jeder Hund hat eben seinen eigenen Charakter und „grob“ bedeutet vor allem, dass man Viszlas nicht schlagen sollte. Aber das sollte man auch keinem anderen Hund antun. Konsequenz ist der Schlüssel zur Hunde-Erziehung. Darüber hinaus sollte man seinen Hund kennen lernen, um zu wissen, wie man ihn am besten erzieht. Mein Herrchen und Frauchen haben mehr als 18 Monate gebraucht, um mich zu verstehen. Es bringt bei mir nichts, einen Tobsuchtsanfall zu bekommen, wenn ich etwas angestellt habe. Haben sie rumgeschrien, bin ich weg oder um sie herumgerannt, weil ich ja wusste, dass ich schneller bin als sie.
Sie wissen inzwischen, dass sie besser ruhig, aber bestimmt mit mir reden, wenn ich beim Gassigehen hören soll. Werden sie hektisch und laut, werde ich auch hektisch und mache im schlimmsten Fall genau das, was ich nicht machen soll.
Was für mich eine wirksame „Bestrafung“ ist: Wenn sie mich ignorieren, einfach weggehen und so tun, als würden sie mich alleine lassen. Dann komm’ ich gleich angerannt und versuch’ mich wieder einzuschleimen. Sind Herrchen und Frauchen dann konsequent, ignorieren mich auch Zuhause und entziehen mir meine Privilegien wie  das Auf-dem-Sofa-Thronen, weiß ich, dass ich was ich falsch gemacht habe. Das Schlimmste für mich ist es, wenn ich nicht gestreichelt, geknuddelt und geküsst werde. Ich biedere mich dann durch Fiepen, Anschubsen und Hand Ablecken solange an, bis meine Familie mir „verzeiht“. Danach höre ich wie eine Eins – zumindest die nächsten Tage ;-)

Ihr seht also: Ich bin in Vielem ein typischer Vizsla. Ich bin ein guter Jagdhund mit einer feinen Nase. Ich bin freundlich, verschmust, treu und gehorsam sowie lauf- und lernfreudig. Und doch bin ich auch ein Individuum. So wie kein Mensch wie der andere ist.

Bis zum nächsten Mal,

Eure Amelie


2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Amelie,

    eine sooo süße und treffende Beschreibung!!! Hat mir sehr viel spaß gemacht diesen Artikel zu lesen! Herrlich!

    Ganz liebe Grüße
    von Sabrine & Freniii♥

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